ASV Habachs Mann an der Seitenlinie: Millionenfach auf den Auslöser gedrückt

Habach – Seine Bilder pflastern die Pinnwände sämtlicher Habacher Fußballer in den sozialen Netzwerken. Seine Bilder erheitern alle Gegner in der Kreisliga, weil sie nun einmal in einer Liga kicken, in der Profifotografen selten anzutreffen sind. Seine Bilder dokumentieren den Aufstieg eines Vereins – und gewissermaßen auch eine Lebensgeschichte, nämlich die seines Sohnes Maximilian.

Seit mehr als einem Jahrzehnt fotografiert Markus Nebl aus Habach die Fußballspiele des ASV. Er hat in dieser Zeit – 2008 schätzt er ungefähr den Startpunkt – hunderttausende Male den Auslöser gedrückt, wahrscheinlich gar mehr als eine Million Bilder produziert, und er hat wohl mehr Partien bestritten als alle aktiven Fußballer im Dorf. In 13 Jahren erinnert sich Nebl an vielleicht drei, vier Spiele, die er verpasst hat, „weil ich im Urlaub war“.

Warum er das macht? Nun, es gab auch Tage, da war Markus Nebl selbst Fußballer. Beim SV Söchering kickte er im Mittelfeld, bis er 30 war, und wechselte anschließend zu Gelenk-schonenderen Tätigkeiten wie Tennis oder Radfahren. Tatsächlich hat er auch eine Jugendkarriere als Fotograf hinter sich. Mit 14 Jahren fing er an. Er interessierte sich für die Technik und die Fotografie. Doch irgendwann, mit Mitte 20, fand er das alles viel zu aufwändig, das ständige Warten, Entwickeln, der Ausschuss. „Bei einem Film hast vielleicht 10 von 36 Bildern hernehmen können.“ Zufällig fielen jedoch zwei einigermaßen epochale Ereignisse – zumindest im Leben des Markus Nebl – zusammen: zum einen der Siegeszug der Digitalfotografie, zum andern der Start der Fußballkarriere seines Sohnes Maximilian. „Seitdem bin ich am Ball.“

Gewiss musste er zu Beginn erst die richtigen Einstellungen und Winkel finden. Doch das ging flott, weil „mich das fasziniert hat“ – und er jedes Spiel seines Buam verfolgte. Angefangen hat Markus Nebl mit kleinem Gerät, einem lichtschwachen 70-300-Millimeter-Objektiv, mit dem man zwar nah an die Action auf dem Feld herankam, aber größte Probleme mit dem Freistellen hatte. Heißt für Laien: Unter Umständen konnte man die Spieler gar nicht von den Zuschauern unterscheiden, weil sie annähernd gleich scharf waren. Außerdem war es nicht besonders lichtstark und somit nur bei Tageslicht geeignet. Inzwischen sieht man Markus Nebl bei jedem Duell der Habacher am Sportplatz mit einer 100-400-Millimeter-Linse von Canon, dem Marktführer der Sportfotografie.

Das Zoom-Objektiv ermöglicht ihm Torszenen genauso gut abzubilden wie Zweikämpfe im Mittelfeld. Über die Jahre hat ihm seine Routine und auch seine Vergangenheit als Fußballer geholfen, einzigartige Schnappschüsse einzufangen. „Das kommt dir zugute wenn du selbst gespielt hast. Bei einem Zweikampf weißt du, ob er fliegt oder nicht.“ Eines seiner Geheimnisse: Markus Nebl bewegt sich ständig, zirkuliert um das Feld, zoomt mal auf die grölenden Fans in Habach, steht manchmal direkt neben der Trainerbank. Er darf das, weil er dazugehört, quasi als Dokumentar der Habacher Fußballgeschichte.

Unter den Spielern, aber auch den Fans der anderen Klubs genießen seine Bilder längst Kultstatus. „Einige sagen: Deine sind die besten, die schauen wir immer an. Das motiviert, weiterzumachen.“ Dabei sagt er selbst über seine Aufnahmen: „Ich bin nie zufrieden.“ Gut, einige Bilder gefallen ihm selbst, Szenen, in denen sich der Ball bei einem Kopfball zu einem Halbmond verformt oder man das Gras bei einer Grätsche durch die Luft wirbeln sieht. Also Momente, die „man mit bloßem Auge nicht erkennt“. Fünf bis zehn von 1000 oder 2000 Schüssen pro Spiel fallen in diese Kategorie. Der Ausschuss ist riesig. Die Arbeit beginnt bereits in der Halbzeit, in der Markus Nebl die besten Fotos auswählt und markiert. Abends oder den nächsten Tag sitzt er am Computer, bearbeitet nach. „Unter zwei Stunden geht das nicht.“

In seinen Anfangstagen saß er noch länger, manchmal ganze Nächte. Die Ergebnisse kann jeder auf der Online-Plattform „FuPa“ bestaunen. Markus Nebl arbeitet wie ein Profi und liefert Profimaterial, dennoch sieht er das Fotografieren als „schönes Hobby“. Das könnte sich ändern. 59 Jahre ist er alt, arbeitet als kaufmännischer Angestellter bei Zarges in Weilheim. Die Rente ist nicht mehr weit weg. Er sagt: „Ich könnte mir vorstellen, dass ich später was in die Richtung mache.“ (Andreas Mayr)

Quelle: fupa.net